Hajo Seppelt zu Gast beim 32. StadionGespräch vom Wirtschaftsrat 1. FC Union e.V. im Stadion An der Alten Försterei am 23.November 2021
Der Wirtschaftsrat hatte zu seinem mittlerweile 32. Stadiongespräch als Gast den Berliner Journalisten und Autor Hajo Seppelt eingeladen.
Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus gilt Hajo Seppelt als der Experte in Sachen Dopingproblematik. Mehr als 80 Interessierte sind dieser Einladung gefolgt.
Hajo Seppelt erzählte halb schmunzelnd, wie er als sportbegeisterter Jugendlicher erste Versuche als Sportberichterstatter unternommen hat,
die nach einem vorübergehenden Ausflug ins Referendariat (Lehramt) in dem Entschluss mündeten, Sportsendungen zu moderieren bzw. Sportjournalist zu werden.
Er schilderte uns, wie seine Recherchen über die Hintergründe des Sports dazu führten, dass er nicht mehr unbefangen über Sportereignisse berichten konnte, ohne auch die Schattenseiten anzusprechen. Gespannt folgten alle Gäste seinen Darlegungen, wie er als in die Dopingberichterstattung „abgeschobener“ Mitarbeiter der ARD es geschafft hat, diesem damaligen Randthema –nicht nur in seinem Sender- einen wichtigen Rang einzuräumen.
Eindrucksvoll waren nicht nur Hajo Seppelts Kritik über den Hurra-Journalismus, der bewusst die Dopingproblematik ignoriert, sondern auch seine Berichte über das organisierte Staatsdoping in Russland und China. Hier ging es vor allem um die bewusste oder in Kauf genommene Förderung des Dopings durch Sportfunktionäre von internationalen Sportverbänden, die nicht nur weggucken, sondern teilweise helfen, das Doping zu verschleiern, um durch Spitzenleistungen der Sportler Einnahmen durch Fernsehgelder, Werbeeinnahmen etc. zu generieren.
Ein hoch brisantes Thema, da diese Einnahmen dann teilweise auch wieder in den Taschen der Funktionäre landen. Eindeutig war eine Haltung zum Präsidenten des IOC Thomas Bach, die an Offenheit nicht zu wünschen übrig ließ.
Im Zusammenhang mit dem österreichischen Langläufer Johannes Dürr wies Hajo Seppelt darauf hin, dass die Sportler in den meisten Fällen sowohl Täter als auch Opfer sind. Wer seine Kindheit und die Jugend dem Sport opfert, immer das Ziel vor Augen, irgendwann einmal ganz oben zu stehen, dann aber an die falschen Betreuer gerät, ist schnell in der Doping-Spirale gefangen.
Anfangs ist es nur der Ruhm, später aber auch die Aussicht auf finanziellen Wohlstand, die die Sportler vergessen lässt, dass sie nicht nur ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, sondern auch straffällig werden.
Nicht fehlen durften die neuesten Recherchen von Hajo Seppelt, die die Nachweisproblematik beim Doping in eine vollkommen neue Dimension führen werden.
In seinem Film aus der Reihe „Geheimsache Doping - Schuldig .Wie Sportler ungewollt zu Dopern werden können“ wird gezeigt, dass eine kurze Berührung durch einen anderen Menschen einem ehrlichen Sportler eine positive Dopingprobe bescheren kann. Erinnerungen an den Olympia-Sieger von 1992 über 5.000 m Dieter Baumann, der einer „kontaminierten“ Zahnpasta zum Opfer fiel, wurden wach.
Am Schluss beantwortete Seppelt noch einige Fragen aus dem Publikum. Es war ein sehr interessanter und kurzweiliger Abend – Vielen Dank Hajo Seppelt.