30. StadionGespräch An der Alten Försterei - Wahlspezial 2021
Am 02. September 2021 hatte der Wirtschaftsrat 1. FC Union e.V. zum
2. Wahlspezial 2021, diesmal zur Bundestagswahl eingeladen.
Bei bestem Wetter und vor der schönsten Kulisse Berlins, dem Rasen unseres schönen Stadions, stellten sich hochrangige Vertreter der sechs derzeit im Bundestag vertretenen Parteien den Fragen unserer Moderatoren Martin Duske und Dirk Fischer:
Mario Czaja (CDU), Kevin Kühnert (SPD), Jörg Meuthen (AFD), Christoph Meyer (FDP), Jörg Schindler ( Die Linke) und Michael Kellner ( Die Grünen).
Die rund 150 anwesenden Unioner, Sponsoren und anderen Gäste verfolgten die Fragerunden nicht nur mit großem Interesse, sondern hatten anschließend auch selber die Möglichkeit, die Podiumsgäste zu befragen.
Es ging in erster Linie nicht darum, die üblichen Statements zu den Themen zu erfragen, die allenthalben zu hören sind, sondern mehr herauszufinden, wie die Politiker „eigentlich“ ticken, wie sie sich zu Angelegenheiten stellen, die sie bzw. ihre Partei nicht gerade in einem guten Licht dastehen lassen:
Wie es kommen kann, dass sich Parteien nach der Wahl auf den vermeintlichen Willen des Wählers berufen, diesen aber bei der Benennung des Kanzlerkandidaten schlichtweg ignorieren (CDU: Laschet);
Warum die SPD in ungewohnter Weise geschlossen hinter einem Kanzlerkandidaten steht, der (aktuell noch) wenig von Enteignungen wissen will und dazu den Ballast von Erinnerungslücken in Sachen einer Hamburger Privatbank, der 47 Mio. € im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften erlassen werden sollten, mit sich trägt;
Wie das Vorhandensein eines starken Rechtsextremismus in der AfD geleugnet werden kann, wenn es nicht einmal gelingt, im Bundesvorstand einen Beschluss herbeizuführen, gegen ein ranghohes Mitglied ein Parteiausschluss-Verfahren herbeizuführen, das sich selbst als „demokratischer Freisler“ bezeichnet haben soll;
Ob die LINKE allen Ernstes glaubt, koalitionsfähig zu sein, wenn in ihrem Partei-Parteiprogramm der Austritt aus der NATO gefordert wird;
Ob die FDP wie bei der letzten Regierungsbildung im Bund wieder kneifen wird, wenn sie gefragt wird; und wie ihr Spitzenkandidat Lindner zu beurteilen sei, der nach der letzten Ministerpräsidentenwahl in Thüringen dem FDP-Mann Kemmerich herzlich gratuliert habe, bevor ihm deutlich geworden wurde, dass eine Wahl durch die AfD doch nicht so toll sei;
Liege nicht schon in dem Listenstatut der Grünen, dass bei allen internen Wahlen eine Frau die Nummer 1 zu besetzen habe und nachfolgend alle ungeraden Plätze auch Frauen vorzubehalten sind, eine demokratischen Grundsätzen widersprechende Diskriminierung der Männer? Traue die Partei Ihren Mitgliedern nicht zu, selber bei der Besetzung von Wahllisten ohne vorgegebene Frauenquote richtig zu entscheiden? Sei damit zu rechnen, dass die Partei anstrebt, im Fall einer Regierungsbeteiligung ähnliche Vorgaben in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens durchzusetzen?
Nach dieser lebhaften zeitintensiven Fragerunde wurde die Frage gestellt, welche Konzepte die Parteien haben, um Deutschland wieder nach vorne zu bringen:
Eine unbändige, überbordende und positive Entwicklungen verhindernde Bürokratie, erhebliche Versäumnisse in Sachen Digitalisierung, eine international betrachtet innovationsschwache Wirtschaft, Arbeitskräftemangel und dann noch die Work-Life-Balance als wesentliches Lebensprinzip insbesondere der jüngeren Generation. Wächst der Wohlstand auf den Bäumen?
Fallen uns hier nicht Fehlentwicklungen der letzten Jahre auf die Füße: Die Stärkung der Verfahrensrechte tatsächlich und vermeintlich Betroffener (Stichwort: Verbandsklagerecht) ebenso wie der Abbau behördlicher Strukturen in den Jahren der Haushaltskonsolidierung?
Umbau der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität - das wollen irgendwie – fast – alle Parteien. Aber wie wollen wir das ernsthaft schaffen, wenn wir schon Jahre für den Bau einer Straßenbahn-Wendeschleife brauchen? Wie soll dann der schnelle Umbau in eine klimaneutrale Wirtschaft vonstatten gehen?
Auch zu diesen Fragen gab es lebhafte Diskussionen unter den Podiumsteilnehmern.
Im Anschluss mussten sich unsere Gäste weiteren interessanten Fragen aus dem Publikum stellen, auch hier waren durch die Art der Fragestellungen konkrete Antworten gefragt.
Chris sorgte wieder mit Pfeife und Stoppuhr für ein rigides Zeitmanagement. So wurden die Wortbeiträge der Gäste auf jeweils maximal neunzig Sekunden begrenzt und alle kamen gleichermaßen zu Wort.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Martin Duske und Dirk Fischer, die durch Ihre Moderation wesentlich dazu beitrugen, diesen Abend informativ und abwechslungsreich zu gestalten.
Nach vielen individuellen Gesprächen am Bierwagen ging dieser Abend dann zu Ende. Wir hatten den Eindruck, dass viele Gäste einige interessante Aspekte für die eigene Wahlent-scheidung mitnehmen konnten; und Spaß hatte es augenscheinlich allen Anwesenden gemacht.